Mahnmal am Hessen-Rainer-Platz

Von den Düppeler Schanzen zur Schärdinger Soldatenkameradschaft


Es liegt über 150 Jahre zurück, dass das Linien-Infanterieregiment "Großherzog von Hessen" Nr.14 im Jahre 1864 am Feldzug Österreichs und Preußens gegen Dänemark teilnahm.

Das ausschließlich aus Oberösterreichern zusammengesetzte Regiment war im Verbande des von Feldmarschalleutnant Freiherr von Gablenz befehligten VI. Kaiserlich - Königlichen Armeekorps, gemeinsam mit der königlich preußischen Armee, an der Schlacht bei Oeversee und der Bezwingung der Düppeler Schanzen beteiligt.

Nach dem siegreichen Kriegsausgang und den darauffolgenden Friedensverhandlungen in Wien dürfte in der Heimkehr von Schärdinger Feldzugsteilnehmern und ehrenhaft aus dem Dienst entlassener Soldaten das auslösende Ereignis zur Gründung des Schärdinger Veteranenvereines zu suchen sein.

Der Geschichtsschreiber Johann Ev.Lamprecht vermerkte in der Schärdinger Chronik im Jahre 1887 hiezu folgendes:

"Wie an sovielen Orten Oberösterreichs bildete sich auch zu Schärding, vornehmlich auf Anregung des Stadtgärtners Johann Dickl ein Veteranenverein, d.i. ein Verein von der k.k. Armee ehrenvoll ausgedienten Kriegern zu dem Zwecke, um von Zeit zu Zeit einen Commers zur gegenseitigen Besprechung abzuhalten aber auch jedem ablebenden Kriegskameraden ein ehrenvolles Grabgeleite mit Salven zu bereiten.

Am 24. September 1864 feierte der Verein sein Gründungsfest. Am 20. August 1865 wurde an der geschmackvoll gearbeiteten Vereinsfahne, zu welcher die Frau Katharina Weber, geborene Wieninger, als Fahnenmutter die Bänder spendete, am Stadtplatz nach abgehaltener Feldmesse in Gegenwart vieler auswärtiger Veteranen und anderen Gästen die feierliche Weihe vollzogen. Später bildeten sich die Veteranen von Münzkirchen und Haibach zu eigenen Vereinen und die Zahl der Schärdinger Mitglieder schmolz sonach bis auf 67 Mann zusammen. 

Im Jahre 1866 wurde die Militär-Kaserne in der hinteren Stadt, welche eine geraume Zeit leer gestanden und bereits dem Finanz-Aerar als Finanzwache übergeben war, mit k.k. Militär wieder belegt und von einer Kompanie des 14. Linien Regimentes bezogen." Der rechtliche Bestand der Vereinsgründung, unter der Obmannschaft von Johann Dickl, muss nochauf dem kaiserlichen Patent vom 26. November 1852. RGBl. 185/253 beruhen, da das erste Vereinsgesetz erst im Jahre 1867 in Kraft getreten ist. Somit zählt der Verein zu einer der ältesten Personenvereinigungen in Schärding.

Im Jahre 1904 tritt der Veteranenverein anlässlich seines 40 . Bestandsjubiläums und der Stiftung der Traditionsfahne durch die Fahnenpatin Josefine Ebenhecht unter der geänderten Bezeichnung Militär-Veteranen- und Reservistenverein Schärding an die Öffentlichkeit. Neunzehn Jahre später, 1923, schien im Vereinsregister der neue Name "Kriegsverein Schärding und Umgebung" auf. 1938 kam es nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, aufgrund des Gesetzes über die Überleitung der Vereine gemäß RGBl. 136/38 vom 17. Mai 1938 ohne Aufhebung der Rechtspersönlichkeit, zur Eingliederung in das NS-Deutschen Reichskriegerbund "Kyffhäuser". Im Jahre 1944 erfolgte dann die Umbenennung in Kriegerkameradschaft I, die allerdiengs nach Kriegsende, über Weisung des Alliierten Rates, mit Bescheid der Sicherheitsdirektion für Öberösterreich vom 14. Juni 1945, aufgrund des §24 des Vereinsgesetzes vom 15. November 1867, behördlich aufgelöst wurde. Doch bald versuchten, trotz Verbotsbestimmungen durch die US-Besatzungsmacht, aus der Kriegsgefangenschaft heinkehrende Schärdinger Bürger eine Vereinsneugründung zu bewerkstelligen. Am 9. April 1950 kam es auf Initiative des ehemaligen Vorstandsmitgliedes Josef Reitinger zum Entschluss, bei der Veinsbehörde die Wiederzulassung zu betreiben. Den letzteren Ausschlag dafür gaben aber die Begräbnisfeierlichkeiten für den am 18. Mai 1950 beigesetzten ehemaligen Vereinsobmann der Zwischenkriegszeit, Tischlermeister Anton Dickl, an denen sich unerlaubterweise als Verein 48 ehemalige Mitglieder und Heimkehrer beteiligt hatten.

Am 9. Juli 1950 versammelten sich 30 Gleichgesinnte im "Gasthaus Lachinger" zur kontituierenden Hauptversammlung des neuen Vereines "Kameradschaft der Ehre", wobei Josef Reitinger zum Obmann gewählt wurde. Nach Überwindung bürokratischer Schwierigkeiten wurde schließlich mit Bescheid der Sicherheitsdirektion für O.Ö. vom 12.Novembr 1951, Zl.: Sid/Ver-622/3-1951, unter der Obmannschaft von KommRat Franz Lachinger, der Verein offiziell zugelassen. 1956 konnte der langersehnete Wunsch nach Errichtung eines Kriegermahnmals an der ehemaligen innerseitigen Burgmauer mit Unterstützung der Stadtgemeinde, der Bevölkenrung und des Vereins realisiert werden. Im Jahre 1958 schloss sich der Verein, unter Aufgabe seines bisherigen Namens dem "Österreichischen Kameradschaftsbund" an und bildete als dessen Zweigverein die "Ortsgruppe Schärding".

Mathias Zauner übernahm 1970 als Obmann die Geschicke des Veines, baute diesen entsprechend aus und führte für die Kameraden neue, attraktive Uniformen, zusätzlich zur traditionellen Veteranenadjustierung, ein. Gesundheitliche Gründe zwangen Obmann Zauner, der auch die Bezirksobmannstelle bekleidete, 1991 die Obmannfunktion seinem langjährigen Kassier, Tapezierermeister Ludwig Stockenhuber, zu übergeben. Anlässlich der Vollversammlung 1993 kam es, infolge Veränderungen in der Landesverbandsleitung, neuerlich zur Änderung des Vereinsnamens auf nunmehr "Oberösterreichischer Kameradschaftsbund - Stadtverband Schärding".

Mitte des gleichen Jahres gelang es, eine günstige Einkaufsmöglichkeit nützend, einer großen Anzahl weiterer Mitglieder neue Uniformen zum Kauf anzubieten und für den Verein einen entsprechenden Lagerbestand anzulegen. Mit großer Freude und Genugtuung konnte Ende 1993 ein vor langer Zeit gestecktes Ziel endlich erreicht werden:

Dem Verein wurde von der Stadtgemeinde Schärding in der Kirchengasse 19 ein Lokal zur Verfügung gestellt, wo nun die Unterbringung von Fahnen, Feldzeichen, Uniformen und Requisiten sowie des Vereinsarchives möglich geworden war. Später übersiedelte man in das heutige Vereinsheim über dem Passauer-Tor, das 2010 durch einen LKW schwer beschädigt wurde.

1995 übernahm Konsulent Reg.-Rat Josef Gruber die Leitung als Obmann des Vereines, die er bis zu seinem Tod im August 2009 inne hatte.

Im Oktober 2009 wurde der Sohn des früheren Obmannes Mathias Zauner - Vzlt  Matthias Zauner als kooptierter Obmann mit der Führung des Stadtverbandes betraut. Die Kooptierung wurde bei der Vollversammlung im März 2010 bestätigt. Er trat aus gesundheitlichen Gründen Ende 2011 zurück.

2012 wurde der bisherige ObmStv Konrad Stockenhuber einstimmig zum Obmann gewählt, der den Verein bis 2016 führte. 2016 übernahm ebenfalls nach einstimmiger Wahl sein Neffe Günter Stockenhuber den Vorsitz des Vereines.

Der Stadtverband Schärding, als Mitgliedsverein des ca. 27.000 Mann zählenden Oberösterreichischen Kameradschaftsbundes, versteht sich als Interessensvertretung ehrenhaft gedienter und aktiver Soldaten. Er fördert den traditionellen Vaterlands- und Heimatgedanken, bekennt sich zu den Grundsätzen der christlichen Werte und der umfassenden Landesverteidigung, führt Veranstaltungen zum Gedenken an die Gefallenen, Vermissten und Heimatvertriebenen aller Kriege durch und trägt Sorge für deren Gedenkstätten. Diese Grundsätze sind Herzensanliegen der Schärdinger Soldatenkameradschaft und es gilt alles daran zu setzen, diese - unbeirrt der Attacken von links und rechts - der nachfolgenden Generation zum Wohle unseres Landes und seiner Bürger weiter zu geben.

Quelle:
Festschrift 130 Jahre O.Ö. Kameradschaftsbund - Stadtverband Schärding,
Autor: Regierungsrat Josef Gruber, Konsulent der O.Ö. Landesregierung
Ergänzungen: Matthias Zauner, 2017

 

Die militärischen Einrichtungen und Institutionen in Schärding im Laufe der Geschichte

Es ist erstaunlich, das trotz der Grenze zwischen Bayern und Österreich Schärding nie eine richtige Garnisonsstadt geworden war. Neben der Burgwache und einer kleinen Garnison im Schloss lagen keine größeren militärischen Einheiten ständig in der Stadt. Den Grund dafür bildete die wehr- wie verkehrsgeografische Situation, welche die wittelsbachisch-  bayerischen Landesfürsten, seit 1248 in Besitz des unteren Inngebietes, im Verlauf der Jahrhunderte bewusst nützten: Einerseits zur wirtschaftlichen, andererseits zur politischen Expansion. Seit früher Zeit lief ein wichtiger Verkehrs- und Handelsweg vom Nordwesten, den Rhein aufwärts nach Frankfurt, dem Main entlang nach Würzburg, über die Fränkische Alb nach Nürnberg und Regensburg, die Donau abwärts nach Vilshofen, von dort nach Schärding, überquerte hier den Inn und führte weiter nach Wels, Linz bis tief in den Südosten. Der bedeutende Innübergang sicherten die Wittelsbacher mit einer starken Burg, in deren Schutz sich Schäding zur wichtigsten Handelsstadt für Fluß und Straße entwickelte. Gleichzeitig war sie Verwaltungszentrum.

 

Quelle:
Festschrift 130 Jahre O.Ö. Kameradschaftsbund - Stadtverband Schärding,
Autor: OSR Franz Engl, Ehrenbürger der Stadt Schärding.

 

 Anton Dickl 1923-1950Josef Reitinger, 1950-1951

Mathias Zauner, 1970-1991Ludwig Stockenhuber, 1991-1995

Josef Gruber, 1995-2009Matthias Zauner, 2010-2011

 Konrad Stockenhuber, 2012-2016Günter Stockenhuber, seit 2016